Reden tut gut: Die Projektleiterin im Interview

Sich einsam fühlen, mit jemandem reden wollen, aber vielleicht nicht genau wissen mit wem: Fast jede*r von uns kennt dieses Gefühl. Gerade während der Corona-Pandemie betreffen Einsamkeit und Isolation immer mehr Menschen.

Was dagegen hilft? Einfach mal reden, ein bisschen plaudern, lachen und sich austauschen. Deshalb haben wir unser Telefonprojekt „Reden tut gut” in Kooperation mit dem Samariterbund Wien, dem Wiener Pensionistenverband und Mobilfunkanbieter Help mobile ins Leben gerufen.

Das Prinzip ist schnell erklärt: Einfach anrufen und los plaudern! Jede*r kann die „Reden tut gut” Nummer 01/35844 anrufen und wird mit einem Freiwilligen verbunden. Natürlich anonym und zum Ortstarif. Dieser Service wird mehrsprachig, zur Zeit auf Deutsch und auf Türkisch angeboten.

Wir haben mit Projektleiterin Blanka Heckermann über die Idee zu „Reden tut gut“, die Initiative hinter dem Projekt und die Wichtigkeit von Mehrsprachigkeit geredet.

 

  •  Wie ist die Idee zu “Reden tut gut” entstanden?

Die Präsident*innen Michael Häupl, Volkshilfe Wien, Harry Kopietz, Pensionistenverband Wien, und Susanne Drapalik, Samariterbund Wien, waren sich im Herbst 2020 schnell einig, dass Einsamkeit ein großes Problem unserer Zeit ist. Durch die Pandemie hat sich das Gefühl des Alleinseins bei vielen zusätzlich verstärkt – und zwar bei allen Altersgruppen. Einsamkeit macht krank, verstärkt Armut, erschwert den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt und verhindert gesellschaftliche Teilnahme. Um diesen Entwicklungen entgegenzusteuern wurde das Projekt reden.tut.gut ins Leben zu rufen. 

 

  •         Warum braucht es ein Projekt wie “reden.tut.gut”?

Gegen Einsamkeit hilft neben einer Tagesstruktur mit Inhalten vor allem Kommunikation. Das Telefonangebot von reden.tut.gut setzt genau hier an, indem von Einsamkeit betroffenen Menschen die Möglichkeit geboten wird, mit Ehrenamtlichen und Freiwilligen zu reden, lachen zu können oder sich einfach Dinge von der Seele reden zu können.

 

  •         Was erwartet die Menschen, wenn sie anrufen? 

Ein anonymes und vertrauliches Gespräch mit geschulten Freiwilligen und Ehrenamtlichen, die stets ein offenes Ohr haben und gerne zuhören. Egal ob über Freizeit, Job oder Familie, auf Deutsch oder Türkisch – reden tut allen gut.

 

  •         “reden.tut.gut” ist ja Teil einer größeren Initiative “Gemeinsam statt einsam”. Kannst du uns mehr über die Initiative erzählen?

Mit „Gemeinsam statt Einsam” setzen die Volkshilfe Wien, der Pensionistenverband Wien und der Samariterbund Wien ein Zeichen im Kampf gegen die Einsamkeit. Für viele Menschen ist es nicht möglich, sich selbst aus dieser Isolation zu befreien. Genau darauf möchte das neue Bündnis aufmerksam machen und gleichzeitig den Betroffenen mit Angeboten helfen.

 

  •         Wie sind die Reaktionen auf das Projekt, sowohl von den Freiwilligen als auch den Menschen, die anrufen?

Wir scheinen den Nerv der Zeit getroffen zu haben – von vielen Seiten wird betont, dass reden.tut.gut ein tolles und wichtiges Angebot ist. Eine Freiwillige meinte, dass sie diese Telefonate an die Gespräche mit ihrer Oma erinnern. Eine Anruferin war sehr erfreut, dass die freiwillige Zuhörerin wirklich nur fürs Zuhören da war und z.B. keine ungefragten Tipps gab.

 

  •         “Reden tut gut” gibt es momentan auf Deutsch und auf Türkisch. Warum ist die Mehrsprachigkeit wichtig und sind weitere Sprachen geplant?

Etwa die Hälfte aller Menschen, die in Wien leben, sprechen mehr als eine Sprache. Studien besagen, dass Gespräche in der Erstsprache, ob über Alltägliches oder Sorgen, emotionaler wirken. Wir wollen der Vielfalt unserer Stadt entsprechen und wenn das mehrsprachige Angebot gut angenommen wird, die Sprachen erweitern.

 

  •         Was wünschst du dir für die Zukunft des Projekts?

Dass sich mehr Menschen trauen unsere Telefonnummer zu wählen, wenn sie plaudern wollen. Deshalb ist es wichtig von reden.tut.gut zu erzählen, die Telefonnummer 01 35 844 weiterzugeben und Einsame zu ermutigen bei uns anzurufen.