Care Leaver Mentoring: „Nach den Jahren ist mein Mentee ein wirklich guter Freund geworden.“

 

„Care Leaver Mentoring“ – unser Projekt mit dem kompliziert klingenden Namen, ist eigentlich ganz einfach erklärt: Freiwillige unterstützen die jungen Menschen in unseren Kinder- und Jugend WGs auf dem Weg in die Selbstständigkeit.

Der Start ins Erwachsenenleben ist oft schwer und die erste eigene Wohnung eine große Herausforderung für junge Erwachsene. Ganz besonders für jene, die keinen oder wenig unterstützenden Background von zu Hause haben.

Bei Jugendlichen, die in betreuten WGs leben, endet die Betreuung in den meisten Fällen mit dem 18. Geburtstag. Junge Erwachsene, die außerhalb ihrer WG kaum auf ein soziales Netz oder eine Familie im traditionellen Sinn zurückgreifen können, landen oft in einer Betreuungslosigkeit, die mit Zukunftsängsten verbunden ist.

Deshalb gibt es Freiwillige, die Mentor*innen, die ihr Mentee langfristig unterstützen und Sicherheit vermitteln. Einer dieser Freiwilligen ist Helmuth, der sich schon seit 2017 bei uns engagiert. Sein Mentee ist mittlerweile zu einem sehr guten Freund für ihn geworden. Im Interview erzählt er über die Tätigkeit als Mentor, welche Fähigkeiten man dafür braucht und was ihm am besten am Mentor-sein gefällt.

Kannst du dich in ein paar Sätzen für unsere Leser*innen vorstellen bzw. etwas über dich erzählen?

Ich bin 32 Jahre alt und habe schon das eine oder andere in meiner beruflichen Laufbahn ausprobiert. Anfangs habe ich 11 Jahre in einer Bank gearbeitet und zusätzlich fast schon 9 Jahre in der Gastronomie.

Dann habe ich mich auch etwas sinnvollem widmen wollen und da ich immer schon ein recht soziales Kerlchen war, ging es von ehrenamtlichen Finanzschulungen bis zu diversen Buddyprojekten und im Zuge meiner Ausbildung zum Freizeitpädagogen 2017 auch zur Volkshilfe. 

Privat bin ich gerne unter Leuten und betreibe auch viel Sport, dabei auch so ziemlich alles von Fußball, Basketball, Tennis und im Fitnesscenter trifft man mich auch des Öfteren an. 

 

Wie bist du zum Care Leaver Mentoring bei der Volkshilfe Wien gekommen?

Im Zuge der Ausbildung zum Freizeitpädagogen habe ich 2017 ein Praktikum in diversen WGs der Volkshilfe Wien begonnen und hatte da eine wirklich sehr interessante und lehrreiche Zeit.

 

Was genau machst du als Care Leaver Mentor? Was sind deine Aufgaben?

Im Prinzip gibt es nicht wirklich fixe Aufgaben. Ich denke, es ist einfach wichtig „da zu sein“ und für den jeweiligen Mentee eine Kontaktperson zu sein, wenn es mal in einem Bereich nicht so klappt.  

 

Wieso ist Care Leaver Mentoring wichtig?

Ich kann nur von mir selbst sprechen, aber wenn man das erste Mal eine eigene Wohnung hat, kommt schon viel auf einen zu. Anfangs war ich wirklich sehr froh, dass meine Eltern mir bei dem einen oder anderen Problem unterstützend zur Seite gestanden sind.  

Das haben die Jugendlichen aus der WG nicht wirklich, denn wenn sie einmal das “geschützte Nest” verlassen, sind sie mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. 

 Auch wenn die Jugendlichen in der WG schon viel gelernt haben, ist es doch etwas anderes, die Wohnung selbst zu gestalten und einen gewissen Tagesablauf zu haben.  

 

Welche Fähigkeiten braucht man deiner Meinung nach als Mentor*in?

Ich denke, es benötigt nicht viel, einfach ein offenes Ohr, bisschen Geduld schadet nicht aber alles in allem sehe ich es mehr als Freundschaft und habe das Glück, dass es bei uns auch so ist. Es ist dann eben auch nicht anders als in normalen Freundschaften und wenn man das von dem Blickwinkel betrachtet, dann ist es wirklich nicht schwierig.  Vielleicht kann man die eine oder andere Erfahrung aus seinem Leben teilen, die man selber schon gerne mit 18 gewusst hätte – da sind die Mentees sicher sehr dankbar. 🙂

 

Gab es, während deiner Zeit als Mentor, einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Möchtest du kurz etwas darüber erzählen?

Da gibt es wirklich viele und es fällt mir jetzt gar keine besondere Erinnerung ein, weil es eigentlich fast immer besonders ist – egal, ob wir Zeit im Schwimmbad, am Fußballplatz oder im Gym verbringen. 

 

 

Was gefällt dir am besten an der freiwilligen Tätigkeit als Mentor?

Anfangs habe ich es als Aufgabe gesehen und wollte sozusagen “etwas erreichen”, doch nach den Jahren ist mein Mentee einfach ein wirklich guter Freund geworden. Auch wenn ich selbst mal nicht so motiviert bin, begeistert er mich dann für Fußball oder fürs Trainieren und auch zu seinem Geburtstag lädt er mich ein. Er ist wirklich ein guter Junge und daher kann ich es jedem nur wärmstens an Herz legen, in so ein Mentoring Abenteuer zu starten. 

 

Gibt es sonst noch etwas, das du unseren Leser*innen – die ev. auch überlegen, sich als Mentor*in zu bewerben – erzählen möchtest?

Ich kann empfehlen, sich Zeit zu lassen und nicht zu versuchen, gleich von Anfang an Berge zu versetzen. 

Vielleicht hört man sich auch nicht jede Woche, aber wenn ihr es schafft einfach da zu sein und ein gutes Vertrauensverhältnis aufzubauen, dann kommt alles ganz von selbst und ihr habt eine richtig schöne Zeit.  

 

Wollt ihr auch als Freiwillige*r bei der Volkshilfe Wien aktiv werden? Hier findet ihr alle Infos.

Mehr über das Projekt Care Leaver Mentoring lest ihr hier.