INTER­NA­TIO­NA­LER TAG DER FREIWILLIGENARBEIT

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EINE BUDDY ERZÄHLT VON IHRER TÄTIGKEIT

Seit 1985 wird weltweit am 05. Dezember der Inter­na­tio­nal Volunteer Day zu Ehren aller, die sich frei­wil­lig und ehren­amt­lich für ihre Mit­men­schen enga­gie­ren, gefeiert. Stell­ver­tre­tend für die ca. 350 Frei­wil­li­gen und Ehren­amt­li­chen, die jedes Jahr bei und mit uns aktiv sind, haben wir dieses Jahr Gabi zu einem Interview gebeten. Sie engagiert sich seit Oktober 2021 als Buddy/Patin im Projekt Buddies for Refugees.

Der Anfang als Buddy/Patin

Es war eigent­lich eine „glück­li­che Fügung“. Ich wollte mich als Frei­wil­li­ge im Bereich Flucht und Asyl, der mir sehr am Herzen liegt, enga­gie­ren. Eine Bekannte hat auf Instagram etwas über Buddies for Refugees mit mir geteilt. Sie hat sich selber beworben und ich habe mich auch gleich ange­mel­det. Am Anfang war ich über den auf­wen­di­gen Bewer­bungs­pro­zess ver­wun­dert, aber dann wurde schnell klar, dass das wichtig ist. Damit wir als neue Buddies gut rein­kom­men und dass die Volks­hil­fe Wien sich die neuen Frei­wil­li­gen auch genau anschauen kann. Von den Ein­schu­lungs-Terminen habe ich mir auch einiges mit­ge­nom­men im Umgang mit den ver­schie­de­nen Themen, z.B. Trauma. Also das war wichtig und auch spannend –  und hat mich richtig motiviert. Das Programm ist sehr gut koor­di­niert und betreut, die Frei­wil­li­gen werden gut durch geleitet und man fühlt sich nicht über­for­dert, weil man gut an die Hand genommen wird.

Das „matching“ mit einem 15-jährigen Jugend­li­chen mit Fluchterfahrung

Vor dem „Matching“ war ich schon nervös und aufgeregt. Wir haben vorher, in den Ein­schu­lun­gen und beim Erst­ge­spräch, viel darüber geredet. Dann denkst du nach, wen du da jetzt wohl kennen lernst, und hoffst, dass es passt. Ich war richtig neugierig, wer da jetzt kommt. Das Ken­nen­ler­nen selbst war dann sehr nett. Es war cool, dass wir beim Matching auch schon Zeit zu zweit, also ohne Eltern oder jemand von der Volks­hil­fe Wien, bekommen haben.

Mein erster Eindruck von S. war gut. Ich dachte am Anfang, er sei schüch­tern, aber das ist er überhaupt nicht. Ich glaub, er war einfach auch nervös. Der erste Eindruck war aber sehr gut, ein sehr sym­pa­thi­scher Bursche, und auch der Vater war sehr nett. Den Vater habe ich aber auch nur beim Ken­nen­ler­nen getroffen.

Der Start als „Buddy-Tandem“

Nach dem ersten Ken­nen­ler­nen war ich einfach froh, nun so richtig starten zu können. Ich hatte ein positives Gefühl und war sehr motiviert. S. ist sehr inter­es­siert neue Dinge zu lernen und er hat ein sehr gutes Gespür für Kom­mu­ni­ka­ti­on, stellt viele Fragen und zeigt wirklich Interesse am anderen. Beim ersten Treffen sind wir spazieren gegangen, eine große Runde in der Pra­ter­al­lee. Wir haben geplau­dert und uns über Inter­es­sen, Hobbies usw. ausgetauscht.

Das erste Jahr im Rückblick

Unser Start war sehr gut, weil S. auch sehr bemüht war. Wir haben von Anfang an schon gute Gespräche geführt. Zu Beginn war es manchmal eine Her­aus­for­de­rung, ein „Programm“ für die Treffen zu finden. Ich dachte mir, dass ich eigent­lich nicht weiß, was ein männ­li­cher Teenager machen will. Mitt­ler­wei­le machen wir es so, dass ich ein paar Sachen vor­schla­ge und er sucht sich was aus. Also von mir kommen meistens die Ideen für Unternehmungen.

Eine gewisse Sprach­bar­rie­re war teilweise schon gegeben, aber wir haben uns beide Zeit gelassen, waren geduldig und haben einander gut zugehört. Das ist das wich­tigs­te! Und die Ter­min­fin­dung ist manchmal auch nicht einfach. Zurzeit habe ich leider nur sehr begrenzte zeitliche Res­sour­cen, und bin oft sehr lange in der Arbeit. Manchmal sagt er auch ab. Absagen sind aber kein Problem für mich, weil er das eben sehr gut kom­mu­ni­ziert. Ich habe den Eindruck, dass er sich auch sehr freut, wenn ich ein Treffen vor­schla­ge. Ich glaube es kommt auch drauf an, wie der Jugendliche grad so drauf ist. In welcher Phase des Erwach­sen­wer­dens er sich befindet und wie es ihm sonst so geht.

Ich hatte nicht das Gefühl als Bezugs­per­son so wichtig zu sein, sondern mehr dafür da zu sein, „etwas cooles“ zu machen. Wir waren z.B. schon viermal gemeinsam Radfahren – das hat ihm sehr gefallen. Jetzt lernen wir Skaten. Am Natio­nal­fei­er­tag waren wir auch am Hel­den­platz, um uns die Rettung, Militär und deren Gefährte und Geräte anzu­schau­en. Diese gemein­sa­men Akti­vi­tä­ten habe ich besonders positiv in Erinnerung.

Was ich gerne noch sagen möchte

Buddies for Refugees ist ein richtig cooles Projekt. Ich habe für mich auch wirklich viel gelernt. Prak­ti­sche Dinge wie Skate­board fahren, aber vor allem auch zwi­schen­mensch­li­che. Die Gespräche sind super, und der Austausch ist, durch die ver­schie­de­nen Ansichten, sehr spannend. Es ist sehr berei­chernd, weil beide Seiten profitieren. Ich hoffe auf jeden Fall, dass der Kontakt über das Jahr hinaus wei­ter­geht. Ich kann so eine Tätigkeit wirklich nur jeder*jedem ans Herz legen. Es ist eine super Sache und im Besten Fall – so wie bei mir – lernt man einen richtig coolen Jugend­li­chen kennen.

Wir bedanken uns bei Gabi für das Gespräch – sowie bei allen groß­ar­ti­gen Frei­wil­li­gen und Ehren­amt­li­chen, die sich gemeinsam mit uns für eine bessere, gerech­te­re Welt einsetzen. DANKE!

Wenn du dich auch für eine Paten­schaft inter­es­sierst, kannst du dich jederzeit unter Buddies4Refugees@volkshilfe-wien.at beim Pro­jekt­lei­ter Christof Berthold melden. Weitere Infos findest du auch hier: www.volkshilfe-wien.at/b4r