Starke Mädchen, gute Zukunft

“Starke Mädchen, gute Zukunft”, so heißt unser neues Projekt, das die Mädchen und jungen Frauen aus unseren Wohngemeinschaften stärkt und fördert. Momentan, aufgrund der Covid-Pandemie, findet diese Vernetzung hauptsächlich im virtuellen Raum statt. Wichtiger Teil des Projekts: Ein gemeinsamer Instagram Account, den die Mädchen aktiv mitgestalten, wo sie sich ausdrücken, mitbestimmen können und ihre Lebenswelten sichtbar gemacht werden.
Geplant ist außerdem ein Mädchenraum als Anlaufstelle und geschützter Raum, in dem die Mädchen zusammenkommen und sich austauschen können.
Wir haben mit Projektleiterin Tanja Eckhardt über die Idee hinter “Starke Mädchen”, Social Media und ihre Wünsche für die Zukunft des Projekts gesprochen.
- Kannst du kurz beschreiben, worum es bei dem Projekt “Starke Mädchen — gute Zukunft” geht?
Das Projekt stärkt und fördert Mädchen und junge Frauen, die in unseren 11 sozialpädagogischen Wohngemeinschaften und im Jugendwohnen leben. Viele der Mädchen tun sich schwer mit dem Knüpfen von sozialen Kontakten und auch damit, die eigenen Ressourcen zu entdecken und Lebensziele zu entwickeln. Ein geringer Selbstwert kann junge Frauen schnell in Abhängigkeitsverhältnisse führen — in Lebensrealitäten, die sich wie „fremdgesteuert“ anfühlen und die das Potenzial der Frauen begraben.
Die Sozialpädagog*innen in den Wohngemeinschaften arbeiten mit den Mädchen ebenfalls selbstwertstärkend, und zusätzlich braucht es externe Angebote, die niederschwellig genützt werden können. Im Projekt geht es um Selbstwirksamkeit und Empowerment. Die Mädchen können sich außerhalb der betreuenden Einrichtung im Miteinander neu entdecken und mitbestimmen, beispielsweise durch die Themen die sie vorschlagen, die Ausflüge die sie machen wollen.
- Wie ist die Idee zum Projekt entstanden?
Mädchen, die in betreuten Einrichtungen leben, meiden häufig externe Angebote, weil sie schwer Vertrauen fassen können. Die Volkshilfe Wien hat mich aufgrund meiner Erfahrungen in der Mädchenarbeit und außerschulischen Jugendarbeit gefragt, ob ich mir vorstellen kann, gemeinsam mit Mädchen ab 12 Jahren Angebote und Aktivitäten zu entwickeln und umzusetzen, die dem Anspruch einer niederschwelligen Herangehensweise auch entsprechend vermittelt werden. Unterstützt durch erste Spender*innen können wir nun dieses Vorhaben und Projekt starten.
- Was ist das Ziel des Projekts bzw. was erhoffst du dir, dass es für die Mädchen bewirken kann?
Zunächst will das Projekt einen geschützten Rahmen ermöglichen, eine Anlaufstelle für Mädchen, außerhalb der Wohngemeinschaften. In weiterer Folge soll ein Mädchenraum — ein fixer Standort — geschaffen werden, den die Mädchen und jungen Frauen regelmäßig aufsuchen können, den sie partizipativ mitgestalten, wo sie ihre Wünsche und Bedürfnisse für ihre Zukunft deponieren können und Unterstützung finden.
Wichtige Entwicklungsziele für die Mädchen sind, dass sie ihre eigenen Ressourcen entdecken und stärken — dass ihnen durch Mitbestimmung bewusst wird, wie sie ihre Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken können, dass diese gehört und — so gut es geht — auch umgesetzt werden können. Dass sie ihr Selbstvertrauen stärken, ihre Selbstwirksamkeit erkennen und sie Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf ihr weiteres Leben, ihre Ausbildung und ihre Beziehungen haben. Es wäre schön, wenn sich möglichst viele der Mädchen für ein Mentoring (Care Leaver Mentoring) als weitere und zukünftige Ressource entscheiden.
- Die Social Media Plattform Instagram spielt bei deinem Projekt eine wichtige Rolle. Kannst du etwas darüber erzählen?
Instagram ist ein Social Media Tool das sich gut eignet, um Themen durch Bild und Text aufzubereiten und einer breiten Community zu präsentieren. In medienpädagogischer Herangehensweise wird das digitale Werkzeug genutzt, um sich über die Möglichkeiten und Grenzen eines SaferInternet (sicheres Internet) auszutauschen und aus Sicht der User*innen zu diskutieren. Was finden die Mädchen wichtig? Welche Themen berühren sie? Inwieweit können ihre Bedürfnisse und Anliegen sichtbar gemacht werden bei gleichzeitigem Schutz der Identität? Aber auch sozialpolitische Themen haben Platz: Wie geht es weiblichen Care Leavern – jungen Frauen, die aus der Betreuung in ein selbständiges Leben begleitet wurden? Sie können zu Vorbildern werden für die Mädchen im Projekt.
Auch hier sind Empowerment, Mitbestimmung und die Sichtbarkeit der Lebenswelten ein grundlegendes Element. Es ist mir ein Anliegen, das alles unterzubringen – sozusagen einen sozialen Raum zu schaffen, der online seinen Ausdruck findet.
Sichtbar werden können auch die Kolleg*innen der Volkshilfe Wien, die das Projekt durch fachlichen Austausch, Fundraising und Kommunikation am Laufen halten. Starke Frauen (und Männer) für Starke Mädchen!
- Wie genau werden die Mädchen den Account mitgestalten?
Die Mädchen werden durch Erfragen ihrer Meinung eingebunden. Was ist deine Sicht als User*in, die verschiedene Medien nützt? Was ist dir wichtig und was würdest du hier gern finden? Dazu gibt es gestaltete Beiträge, die mit den Mädchen ausgearbeitet werden – zum Beispiel zum SaferInternet Day am 9. Februar und zum 8. März, den Internationalen Frauentag.
- Die Corona Zeit ist ja für uns alle und sicher auch für die Mädchen in deinem Projekt sehr herausfordernd. Wie kann der gemeinsame Instagram Account da helfen?
Er hilft uns, trotz Krise in Kontakt zu bleiben. Die Mädchen können sich mit wichtigen Themen auseinandersetzen, zu denen es sehr widersprüchliche Informationen gibt, wie es zum Beispiel beim Thema COVID-19 der Fall ist.
- Wo würdest du gerne mit dem Projekt in einem Jahr stehen?
In einem – von den Mädchen – gestalteten Raum, der so zentral liegt, dass er für alle Bewohnerinnen der in Wien verstreut liegenden Wohngemeinschaften mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Ein Raum, wo die Mädchen eine Vielfalt an Möglichkeiten vorfinden. Wo es regelmäßige Angebote gibt, die nach ihren Bedürfnissen ausgerichtet sind – für Mädchen genauso wie für junge Frauen, die nach der Betreuung Kontakt halten wollen. Im Idealfall wird der Raum regelmäßig als Krafttankstelle, als Ort der Begegnung und als Anlaufstelle für Beratungen genutzt.
- Kann man das Projekt unterstützen? Wenn ja, wie?
Ja, das ist möglich und auch wichtig. Zum Beispiel durch eine finanzielle Unterstützung oder eine Projektpatenschaft. Starke Mädchen – gute Zukunft soll nicht nur gut anlaufen, sondern auch weitergeführt werden. Sachspenden sind willkommen: etwa ein Zeitschriftenabonnement für jugendrelevante Themen, technische Ausstattung für Medienprojekte oder Möbel für den Mädchenraum.
- Möchtest du uns sonst noch etwas über das Projekt erzählen?
Das Projekt ist wichtig um Mädchen und junge Frauen, die immer wieder schwierige Zeiten durchleben, in ihrer Identitätsfindung zu unterstützen. Damit sie viele gute Entscheidungen treffen in Bezug auf ihre Ausbildung und ihre Beziehungs- und Lebensgestaltung — mit starkem Selbstvertrauen in sich und ihre eigenen Fähigkeiten. Ich verstehe das Projekt als wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag zu Mitbestimmung und Empowerment.
Folgen Sie dem Projekt der Volkshilfe Wien auf Instagram: _starkemaedchen