Buddies for Refugees — Eine anspruchsvolle aber bereichernde Aufgabe

Wie die Zeit vergeht: Seit vier Jahren bringt unser Projekt Buddies for Refugees jetzt schon engagierte Freiwillige und minderjährige Geflüchtete zusammen. Auch wenn dieses Jahr coronabedingt alles etwas anders ist, startete das Projekt im September wieder in eine neue Runde.
Seit dem Start von Buddies for Refugees im Jahr 2016, wurden insgesamt 85 Duos bestehend aus erwachsenen Freiwilligen und minderjährigen Geflüchteten zusammengeführt. Seit diesem Jahr können am Projekt nicht mehr nur unbegleitete, sondern auch begleitete minderjährige Geflüchtete teilnehmen.
Die Buddies verbringen Zeit mit ihren Schützlingen, sind Ansprechpersonen bei Fragen und Problemen und begleiten die Integration in Österreich. „Derzeit sind rund 50 Duos aktiv“, erzählt Christof Berthold, Leiter des Projekts. „Es sind sogar noch aktive Patenschaften aus den ersten Runden im September und November 2016 dabei.“
Eines dieser eingespielten Teams besteht aus Sigi und Mustafa aus Afghanistan. Die beiden wurden Anfang 2018 im Rahmen des Projekts bekannt gemacht und haben sich anfangs fast wöchentlich getroffen. Mustafa war damals schon Mitglied in einem Fußballverein und spielt regelmäßig für den Verein. Sigi ist seitherbei den Spielen dabei, feuert Mustafa an und freut sich gemeinsam mit ihm über seine Tore, wie er erzählt. Er übt mit Mustafa Deutsch und begleitet ihn bei Amtswegen durch den Behörden-Dschungel: „Für ihn ist es angenehm, wenn er geradewegs zur richtigen Stelle kommt – nicht herumirren, niemandem „dummen Fragen“ stellen muss.“
Auch wenn Mustafa mittlerweile volljährig ist und die Corona-Krise die Treffen der beiden unregelmäßiger werden hat lassen, ist der Kontakt trotzdem die ganze Zeit aufrecht geblieben. „Ich helfe Mustafa noch immer, wenn er um Hilfe bittet: Bei seinen Umzügen und zum Beispiel jetzt gerade bei seiner Wohnungssuche“, sagt Sigi Kühn.
Auch Christof Bertold bestätigt, dass selbst die Corona-Krise die Pat*innen und ihre Schützlinge nicht auseinanderbringen konnte: „Während des Corona-Lockdowns heuer habe ich die Buddies durchtelefoniert und gefragt, wie es ihnen geht. Und die Antwort war durchgängig, dass sie natürlich den Kontakt via diverser Kommunikationstools gehalten haben und das Projekt eigentlich auch weiterging, ohne dass wir explizit dazu aufrufen mussten. Unsere Buddies waren sich weiterhin ihrer sozialen Verantwortung bewusst.“
Wenn nicht gerade wegen Corona alles anders kommt, ist der Projektablauf normalerweise folgender: Zwei mal pro Jahr gibt es neue Buddy-Runden, wo Interessierte sich bewerben können, zu Erstgesprächen eingeladen, und dann in vier Einschulungsabenden auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden, bevor es zu einem „matching“ mit einem oder einer der jungen Geflüchteten kommt.
Pate oder Patin für einen jungen geflüchteten Menschen zu sein, ist eine durchaus anspruchsvolle aber immer bereichernde Aufgabe, für beide Seiten. Das kann Sigi Kühn bestätigen, für ihn ist das Projekt auch eine Möglichkeit seine Zeit im Ruhestand sinnvoll zu nutzen: „Über Mustafa habe ich einiges über seine Heimat, seine Familie, seinen Fluchtweg erfahren – und auch wieder, wie junge Leute heute ticken und wie es ist, als Fremder in Österreich zurecht zu kommen.“
Für die Jugendlichen wiederum kann ein Buddy einen wertvollen Unterschied machen: „Eine zusätzliche verlässliche Ansprechperson außerhalb des Institutionen-Kontextes bedeutet für die Jugendlichen bessere Chancen – am Arbeitsmarkt, in der Ausbildung etc. Aber auch, im Idealfall, emotionale Stabilität und Sicherheit, die Chance einer stabilen Beziehung, Freundschaft, Unterstützung, jemand der zuhört, sich extra Zeit nimmt und dann nur für einen selbst da ist.“, so Christof Berthold.
So jemanden hat Mustafa mit seinem Paten Sigi definitiv gefunden: „Unser gemeinsames Ziel ist es, das Mustafa sich in Österreich eine sichere und stabile Zukunft aufbauen und ein gutes Leben führen kann.“
Wenn Sie sich für eine Patenschaft interessieren, können Sie sich jederzeit unter Buddies4Refugees@volkshilfe-wien.at beim Projektleiter Christof Berthold melden. Die nächste Runde startet voraussichtlich im Frühjahr 2023. Weitere Infos auch unter: www.volkshilfe-wien.at/b4r